Markt gesucht.
Lücke gefunden.
Erfolgsstory Küstenrad
Die Küstenrad-Stores der my Boo GmbH bringen Schleswig-Holstein mit ihren E-Bikes in Schwung: 2021 eröffnete das Start-up in Neumünster bereits seinen fünften Shop – in einem ehemaligen Autohaus.
Sinnbildlicher könnte der Mobilitätswandel nicht sein: In einer alten Autoreparatur-Werkstatt und früheren Saab-Vertretung ist der modernste E-Bike-Store in Neumünster entstanden. Auf fast 800 Quadratmetern präsentiert Küstenrad die neuesten E-Bikes, bietet perfekten Werkstatt-Service und begrüßt seine Kunden mit einem feinen Kaffee. „Uns gefiel schon immer das großzügige Autohaus-Flair statt dieser typischen Fahrradläden“, beschreibt Felix Habke, Küstenrad-Marketingleiter, das Konzept. „Sonst stehen möglichst viele Fahrräder auf engstem Raum. Wir wollten dagegen viel Platz für unsere Ausstellung und haben hier einen Riesenparkplatz vor der Tür, auf dem die Kunden unsere Fahrräder richtig Probefahren können.“
aktive unterstützung durch nordgate
Eigentlich war eine Immobilie in zentraler Innenstadtlage das Ziel von Küstenrad. Nachdem aber keine geeignete Fläche gefunden werden konnte, haben sich die Teams von Küstenrad und NORDGATE noch einmal an den Tisch gesetzt und gemeinsam auf Basis regionaler Zielgruppen- und Standortanalysen den Fokus erweitert. Der regionale Blick des NORDGATE-Teams war dabei von Vorteil, denn dieser partnerschaftliche Prozess führte schließlich zu den neuen Verkaufsräumen.
Neben dem Hauptstore in Kiel ist die neue Filiale in Neumünster der größte Laden in der Räder-Welt der Gründer Maximilian Schay und Jonas Stolzke. Das alte Autohaus in der Gutenbergstraße wurde komplett entkernt und neu eingerichtet. Dafür haben die Rad-Profis mit einem Ladenbauer ein modulares Konzept entwickelt, das sich individuell auf jeden Standort anpassen lässt.
hilfe vom business angel
In nur fünf Jahren hat sich das Start-up zu einem professionellen E-Bike-Anbieter entwickelt. Aber angefangen hat alles mit Ghana in Westafrika. Dort beginnt die Küstenrad-Geschichte mit dem Foto eines simplen Bambus-Fahrrads. Das inspirierte die BWL-Studienfreunde Jonas Stolzke und Maximilian Schay zu einem sozialen Projekt gegen die dortige Jugendarbeitslosigkeit: die Produktion von Fahrrädern aus nachwachsenden Rohstoffen. Zusammen mit dem Investor und Business Angel Hans Helmut Schramm aus Brunsbüttel ging der Traum in Erfüllung: 2013 gründeten die Jungunternehmer die my Boo GmbH. „Wir konnten zwar alle Fahrradfahren, nun hieß es auch das Fahrradgeschäft zu verstehen“, erzählt Marketingmanager Felix Habke aus der Gründerzeit. „Wir sind durch ganz Deutschland gefahren und haben versucht, Händlern unsere Fahrräder zu verkaufen. Doch niemand wartete auf ein Bambus-Rad namens my Boo. Das war eine ernüchternde, aber lehrreiche Zeit.“
ein laden wird eröffnet
Wie der Zufall es wollte, wurde 2015 in der Nachbarschaft von Business Angel Schramm eine Immobilie frei. Und weil es in Brunsbüttel weder ein Fahrradgeschäft noch eine Fahrradwerkstatt gab, entstand die zweite Geschäftsidee – die Gründung eines eigenen Ladens für die Bambusräder. Und damit kam das Rad ins Rollen. Habke: „Ein kluger Schachzug, weil wir auf einmal auf der anderen Seite des Tisches saßen und die Fahrradanbieter zu uns kamen. Wir konnten uns ansehen, wie der Fahrradmarkt funktioniert, lernten, wie der Einzelhandel läuft und konnten das erste Geld verdienen.“ Auch ein Name war schnell gefunden: Küstenrad Koogstraße, nach dem ersten Standort. Die weiteren Filialen wurden später nach der jeweiligen Stadt benannt, und so wurde auch der erste Standort umgetauft in Küstenrad Brunsbüttel.
wachstum in kiel
In Kiel lief es andersherum. Dort übernahmen Maximilian und Jonas einen kleinen Fahrradladen, dessen Besitzer nach 40 Jahren in Rente ging. Da war genügend Platz, um die Fahrräder zu montieren und zu warten, während der Verkauf in Brunsbüttel weiterlief. Neben den Gründern und zwei Freunden wurde der erste gelernte Fahrradmechaniker eingestellt. „Von da an ist das Team stetig größer geworden“, sagt Habke. „Heute haben wir 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“ Denn das Wachstum entwickelte sich ab 2015 rasant. Schon ein Jahr später war klar, dass auch Kiel eine Küstenrad-Verkaufsfiliale brauchte. Ein ehemaliger Drogeriemarkt wurde angemietet und zur neuen Hauptzentrale. Nur zwei Jahre später war auch dieser wieder zu klein und der nächste Umzug wurde fällig. Und auch die Strategie änderte sich.
schmuckstück in neumünster
„Wir hatten über die Jahre hunderte Fahrradläden in ganz Europa gesehen, haben unser Konzept geprüft und uns 2019 konsequent entschieden: Wir verkaufen nur noch E-Bikes“, erzählt Habke. Der Markt der Zukunft, auf den sich Küstenrad im Gegensatz zu vielen etablierten Läden sehr frühzeitig fokussiert hat. Zeitgleich kam eine Küstenrad-Filiale in Sarzbüttel dazu und für zusätzlichen Umsatz sollte ein weiterer Standort zwischen Kiel und Hamburg sorgen. Habke: „Da es für viele Fahrradmarken einen Gebietsschutz gibt und unser Konzept unter anderem auf den E-Bike-Hersteller Riese & Müller setzt, kamen wir auf Neumünster. Und dort entdeckten wir das alte Autohaus, von dem wir uns schnell vorstellen konnten, dass es ein Schmuckstück werden könnte.“ Das zur gleichen Zeit in Kiel noch ein Küstenrad-Spezialladen für Cargo-Bikes und Kinderfahrräder entstehen würde war da noch die Kirsche auf der Sahne.
erfolgsgeheimnis fahrspass
Das Geheimnis des Erfolgs ist aber nicht nur das generelle Wachstum im E-Bike-Markt, sondern in erster Linie das spezielle Beratungskonzept bei Küstenrad. „Wir haben ein digitales Konzept“, erklärt Habke. „Die Kunden vereinbaren über unsere Website einen persönlichen Termin. Kommen sie dann zum Kundenberater oder zur Kundenberaterin werden sie mit unserem SMARTFIT-System digital vermessen. Anhand dieser Daten wird das Wunschrad ausgewählt und perfekt eingestellt.“ Das alles gehört zur Küstenrad-Fahrspaßgarantie. Genauso wie die Möglichkeit, das Rad innerhalb von 30 Tagen kostenlos zurückzugeben oder gegen ein anderes Modell zu tauschen. „Wir sind davon überzeugt, dass wir dem Kunden das perfekte Fahrrad verkaufen“, sagt Habke. „Wir wollen, dass sich unsere Kunden besonders wohl fühlen, denn sie investieren viel Geld in ihr neues Fahrrad. Unter 3.000 Euro kauft fast niemand ein E-Bike, viele geben auch 5.000 bis 8.000 Euro aus.“
überzeugung fürs produkt
Es gibt noch andere Möglichkeiten, künftig auf einem E-Bike zu fahren, beispielsweise als Dienstrad. In der Regel schließt der Arbeitgeber dafür einen Rahmenvertrag mit einem Leasing-Unternehmen, das die weitere Abwicklung mit den Mitarbeitenden übernimmt. Küstenrad unterstützt das Dienstrad-Leasing aktiv und wirbt mit Infoveranstaltungen und Testfahrten bei Firmen für seine E-Bike-Angebote. „Dazu bieten wir Kooperationen an und spendieren bei Vertragsschluss Goodies wie zum Beispiel den unverzichtbaren Fahrradhelm“, sagt Habke. Selbstverständlich können Firmen auch E-Bikes von Küstenrad in ihrem Fuhrpark als betriebliches Mobilitätsmanagement einsetzen. Neben Markenrädern von Riese & Müller finden sich nach wie vor E-Bikes der Eigenmarke my Boo aus Bambus im Sortiment. Demnächst soll es sogar ein Bambus-Cargo-E-Bike geben. Denn eins ist für das Küstenrad-Team wichtig – die Überzeugung, das Richtige zu tun. „Vielleicht kann man mit anderen Produkten einfacher Geld verdienen“, sagt Felix Habke. „Aber wir sind stolz auf unser Bambusrad, das es so in Europa noch nicht gab. Und mit dem wir nicht nur Arbeitsplätze in Afrika und bei uns geschaffen haben, sondern sogar eine Schule in Ghana aufbauen konnten und mitfinanzieren können.“